Personalführung um 21 Uhr am Küchentisch
19. Oktober 2022
Eine Niederlage, die sich zu meinem persönlichen Erfolgsrezept entwickelte
Wenn ich derzeit mit Kunden*innen über die Dinge spreche, die sie beschäftigen, kommt stets das Thema Personal auf. Jede*r sucht geeignete Mitarbeiter*innen! Ob großer Chemiekonzern oder mittelständiges Familienunternehmen – stets heißt es: Kolleg*in händeringend gesucht!
Ich hatte im Jahre 2015 mehrere Mitarbeitende angestellt. Trotzdem entschloss ich mich zum Ende des Jahres, mich von allen wieder zu trennen, obwohl die Auftragslage eine Weiterbeschäftigung durchaus ermöglichte. Warum dann dieser Schritt? Retrospektiv lag die Ursache bei mir selbst. Wie schon in Teil 2 erläutert, war ich in den Anfangsjahren vollumfänglich operativ eingespannt. Das Einlernen der Mitarbeitenden, insbesondere dann, wenn sie Kunden übernommen haben, die ich vorher betreut hatte, hatte ich offenbar nicht sorgfältig genug gemacht. Mir fehlte schlichtweg die Zeit! Hinzukam das Wesen des Kunden als solches. Wir Menschen sind Gewöhnungstiere und nicht jede*r mag Veränderungen… Das hatte ich unterschätzt. Damit einher gingen die Themen, die die Mitarbeitenden selbst mitbrachten. Dafür fand ich zumeist erst am späten Abend Zeit, wenn mein eigener Arbeitstag fertig war, die Kinder schliefen und ich selbst eigentlich auch müde war. Das Ergebnis kann sich jede*r denken. Nachdem mein Körper mir erste Signale des Protestes sendete, entschied ich mich zu zwei folgenschweren Schritten: Ich trennte mich von allen Mitarbeitenden und einigen sehr großen Kunden, die ich nun nicht mehr betreuen konnte. In diesem Zusammenhang erfolgte auch die strategische Entscheidung: Lieber mehr kleinere Kunden, als wenige große im Portfolio zu haben.

Was passierte? Innerhalb weniger Wochen verbesserte sich so ziemlich alles: Gesundheit, Qualität meiner Arbeit, innere Zufriedenheit und auch meine Familie erlebte einen entspannteren Vater und Partner zu Hause. Wirtschaftlich brachte dieser Schritt keinen Nachteil. Im Gegenteil! Natürlich darf das unternehmerische Grundprinzip des Wachstums und der Gewinnmaximierung nicht außer Acht gelassen werden. Ich habe für mich aber einen Weg gefunden, trotz bewusster Verkleinerung weiter erfolgreich zu sein.
Und heute? Es bleibt dabei: Ich werde keine Mitarbeiter*innen mehr einstellen. Mein großes Glück ist, dass ich über ein Netzwerk von externen und sehr kompetenten Trainern verfüge, die bei speziellen Kundenanfragen oder Themen, die über meine Arbeit hinausgehen, tätig werden können. Können. Nicht müssen. Und damit bin ich zufrieden.
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